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Sehnsuchtsort im Gewerbegebiet
Dort, wo 1903 das erste Finale um die Deutsche Meisterschaft ausgetragen wurde, steht heute eine Lagerhalle. An den „Alten Exerzier Platz“ in Hamburg-Bahrenfeld erinnert ein Gedenkstein einer Leipziger Initiative. Von Reinhard Schwarz.

 

„Alter Exerzier Platz“ Historische Stätte: Vereinsvertreter von Lokomotive Leipzig und Altona 93 weihten den Stein ein, der an die erste Deutsche Meisterschaft von 1903 auf dem „Alten Exerzier Platz“ (heute Rondenbarg 6) erinnern soll. Von links: Holger Aßhorn (Firma Mediadruckwerk), Sebastian Bona, Lok-Fan und Sprecher der „Initiative 1903“, Dirk Barthel, Vereinschef Altona 93, und Stefan Georgius, Lok-Fan. Foto: Reinhard Schwarz

 

Fußballfans in Hamburg-Altona haben eine fast unbekannte Pilgerstätte, die nur schwer zu finden ist. In einem Gewergebiet am Rondenbarg am steht ein Gedenkstein, der an das erste Endspiel um die deutsche Meisterschaft im Jahre 1903 erinnert. Damals bezwang der VfB Leipzig den Deutschen Fußballclub Prag mit 7:2. Beteiligt war auch der FC Altona 93, der im Halbfinale mit 6:3 gegen Leipzig mit ausschied.
 
Anhänger des 1. FC Lokomotive Leipzig – wie der Verein seit 2004 wieder heißt – hatten in mühseliger Kleinarbeit herausgefunden, dass die ehemalige Spielstätte auf dem „Alten Exerzier Platz“ heute identisch ist mit dem Gelände der Firma Mediadruckwerk am Rondenbarg 6 in Bahrenfeld. Die Firma genehmigte und unterstützte die Aufstellung des Gedenksteins.
Für Altona 93 nahm Vereinschef Dirk Barthel an der Erinnerungsveranstaltung teil. „Wir wurden von den Leipzigern auf dieses Thema angesprochen, und ich habe spontan zugesagt, uns zu beteiligen“, erklärte Barthel. „Schließlich kam beim Finalspiel Leipzig-Prag der Schiedsrichter Franz Behr von unserem Verein.“ Behr war beim Kampf um die erste Deutsche Meisterschaft zugleich auch Mannschaftskapitän der Altonaer, wurde später Vereinspräsident. Altona war bis 1937 noch eine selbstständige Stadt.
 
Die Leipziger Fans hatten keine Mühen gescheut, den Austragungsort des ersten Endspiels um die Deutsche Fußballmeisterschaft ausfindig zu machen. Er sei enttäuscht“ gewesen, als er 2011 nach Hamburg kam und an der historischen Stätte überhaupt nichts vorfand, sagte Sebastian Bona, Sprecher der „Initiative 1903“. Die unermüdlichen Leipziger sammelten Spenden, der Stein selbst stammt aus der Heimat. Bei Umbauarbeiten am Lok-Stadion wurde er gefunden und herausgeschlagen. Bona: „Wir sind stolz, dass wir dieses Projekt umsetzen konnten.“ Sogar 17 Lok-Fans kamen herbeigepilgert – so sieht echte Vereinstreue aus.

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