Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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INTERVIEW
„St. Pauli vor dem HSV
Thomas Tihl ist Fan des FC St. Pauli und wohnt im Stadtteil. Als Hockeyspieler war er einige Male Bundesliga-Torschützenkönig und Deutscher Meister. Nun hat er nun den ersten Hockeyclub auf dem Kiez gegründet. Gegen den HSV hat der HC St. Pauli schon in seiner ersten Saison gewonnen. Interview Matthias Greulich

Thomas Tihl
St. Pauli-Fan und lange Jahre einer der besten Torschützen der Hockeybundesliga: Thomas Tihl, Präsident des neu gegründeten HC St. Pauli. Zuvor spielte er für den Club an der Alster und den Großflottbeker THGC


RUND: Herr Tihl, dürfen HSV-Fans beim HC St. Pauli spielen?
Thomas Tihl: Ich mag es gar nicht sagen: In der Überzahl sind wir HSV-Fans. Eine schwierige Situation – auch im Vorstand. Vorne liegt der HSV mit vier Mitgliedern und sechs Fans, dann kommt Werder Bremen mit zwei und St. Pauli mit einem: Das bin ich. Da muss ich noch viel Überzeugungsarbeit leisten.

RUND: Sie wohnen auf St. Pauli?
Thomas Tihl: Seit viereinhalb Jahren. Und ich wohne hier sehr gerne.

RUND: Gibt es auf dem Kiez einen Hockeyplatz?
Thomas Tihl: Momentan nicht. Aber es wäre ein Traum, wenn wir dort spielen könnten. Unser Vereinsheim ist immerhin schon im Viertel: die „Washington-Bar“ in der Bernhard-Nocht-Straße. Und wenn Hamburg die Olympischen Spiele bekommen hätte, wäre das Hockeyturnier im Millerntor-Stadion gespielt worden.

RUND: Im Hockey läuft vieles anders als im Fußball. „St. Pauli vor dem HSV“, meldete eine Boulevardzeitung. Gegen die zweite Mannschaft des HSV haben Sie in der Hallensaison zweimal gewonnen und als neu gegründeter Verein sofort den Aufstieg geschafft.
Thomas Tihl: Ich hatte vorher noch nie im Hockey gegen den HSV gespielt, das war etwas absolut Neues für mich. Aber es macht Spaß, gegen die Jungs zu spielen. Und dass wir gewonnen haben, hat auch unsere HSV-Fans gefreut: Wir haben gerade den Aufstieg in die 3. Verbandsliga geschafft. Das ist die vorletzte Liga.

Vereinslogo des HC St. Pauli
Förderung des Rock 'n' Roll: Der HC St. Pauli hat einen ungewöhnlichen Satzungszweck



RUND: Wann haben Sie beschlossen, den HC St. Pauli zu gründen?

Thomas Tihl: Wir haben auf einem Turnier in Moskau mit einigen Ex-Bundesligaspielern zusammengespielt. Wir hatten richtig Spaß zusammen und wollten das wiederholen. Damit das wie bei vielen Reisemannschaften nicht wieder einschläft, kam uns die Idee, einen eigenen Verein zu gründen. Bis zur endgültigen Umsetzung hat es dann noch anderthalb Jahre gedauert.

RUND: Wie geht es weiter?

Thomas Tihl: Wir wollen versuchen aus dem HC St. Pauli einen stabilen Verein mit steigenden Mitgliederzahlen zu machen. Mit Sportangeboten bei der Jugend und im weiblichen Bereich. Bis zur nächsten Hallensaison wollen wir eine Damenmannschaft an den Start bringen. Wir haben Anfragen von ehemaligen Bundesligaspielerinnen, die gerne wieder Hockey spielen möchten. Und wir wollen eine 2. Herrenmannschaft gründen.

RUND: Sie haben lange in der Hockeybundesliga gespielt, jetzt sind Sie Vereinspräsident. War das eine große Umstellung?

Thomas Tihl: Ich stehe nicht mit Schlips und Kragen an der Seite. Im Vorstand sind wir zehn Leute mit einer festen Aufgabenverteilung. Unser Satzungszweck ist neben der Förderung des Hockeysports auch die Musik zu fördern, insbesondere den Rock n’ Roll.

RUND: Wie kam es dazu?
Thomas Tihl: Ganz einfach: Einige von uns gehen gerne auf Konzerte, und hören gerne Musik.

RUND: Auch wenn er kein Rocker ist: In Ihrer Vereinskneipe, der „Washington Bar“, wurde immerhin Freddy Quinn entdeckt.
Thomas Tihl: Stimmt. Der Laden hat Geschichte. Er liegt etwas abseits der Reeperbahn, wir können uns da mit der Mannschaft gut am Tresen treffen. Mit den Pächtern haben wir einen guten Kontakt. Und ein weiterer Vorteil: Fast alle Hockeyspieler kennen die Bar.

RUND: Viele Clubhäuser sehen inzwischen aus wie schicke Hotelbars. Flüchten die Hockeyspieler deshalb auf den Kiez?
Thomas Tihl: Man spielt Hockey, weil es ein sehr geselliger Sport ist. Egal, ob Olympiasieger oder Spieler aus den 3. Herren, alle feiern gerne. Das gehört dazu. Einige Hockeyclubs haben ihre Clubhäuser modernisiert. Man mag sich da schon kaum noch mit Sportklamotten mehr hinsetzen. Die eigentlichen Stärken der Hockeyspieler finden dort nicht statt. Ich würde immer sagen, dass die Hockeyspieler insgesamt ein lockerer Haufen und nicht spießig sind. Im Arbeiterviertel St. Pauli gab es noch keinen Hockeyclub, das ist eine Lücke.

RUND: Wissen die St. Paulianer, dass sie jetzt einen Hockeyclub im Viertel haben?
Thomas Tihl: Das weiß ich nicht. Aber wir werden auch im sozialen Bereich etwas tun. Wir wollen Jugendliche aus dem Stadtteil dazu bewegen, den Sport auszuprobieren.

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