Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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BUNDESLIGA
Ungeliebtes Flugobjekt
Das Runde eiert ins Eckige: Ab dieser Saison werden alle Bundesligaspiele mit dem Einheitsball ausgetragen. Doch „Torfabrik“ ist vor allem bei den Torhütern ausgesprochen unbeliebt. Von Christoph Ruf.


Ball Torfabrik

Der Einheitsball im Einsatz: Viele Keeper meckern über "Torfabrik"
Foto Pixathlon



Kristian Nicht kann sich an die Schlagzeilen noch gut erinnern. „WM der patzenden Torhüter“ hieß es in einer Tageszeitung. Und die Onlineportale bauten Bilderstrecken, die die vermeintlichen
Fehlgriffe seiner Kollegen aus allen Herren Länder zum Durchklicken präsentierten. Nicht, der beim Zweitligisten KSC das Tor hütet, mochte sich nicht beteiligen an der grassierenden Schadenfreude über seine Zunft. „Ich fand es ungerecht, wie Toptorhüter der Lächerlichkeit preisgegeben wurde – weil ich oft wusste, dass ohne Jabulani gar nichts passiert wäre.“

Wenn heute Abend die Bayern im Eröffnungsspiel auf Wolfsburg treffen, wird der WM-Ball „Jabulani“ auch erstmals in der Bundesliga zum Einsatz kommen – in entafrikanisiertem Design versteht sich. „Torfabrik“ sieht anders aus als „Jabulani“. Er ist aber exakt baugleich, hat die exakt gleichen Flugeigenschaften. Und erntet deshalb die exakt gleiche Kritik – auch vom KSC-Keeper. „Die wussten schon, warum sie ihren Ball ’Torfabrik’ nennen“, vermutet Nicht. „Es kann jetzt passieren, dass ein Ball, der früher rechts oben eingeschlagen wäre, links unten landet.“ Allerdings hätten alle Mannschaften die gleichen Vor- und Nachteile. Um genau zu sein, habe deren Offensivabteilung die Vor- und die Torhüter die Nachteile.

Ganz anders sieht man das beim Hersteller adidas, wo man gänzlich unverlegen vom „besten Ball aller Zeiten“ spricht. Das Besondere, lässt der Konzern wissen, sei, dass er "sehr schnell und sehr rund" sei. Der Ball besteht nur noch aus acht verschweißten Teilen, früher wurde ein Ball aus mehreren Dutzend Flicken zusammengenäht.

Genau das sei auch das Problem, meint Eric Berton, stellvertretender Direktor des Instituts für Bewegungswissenschaften an der Uni Marseille-Aix. Das unbeliebte Flugobjekt sei schlicht "zu perfekt" für eine gerade Flugbahn. Durch dessen Form werde der Kontakt mit dem Spielerfuß vermindert. „Deshalb dreht er sich nicht um die eigene Achse. Der Ball fliegt nicht so weit, fängt aber an zu schwimmen." Anders gesagt: Das Runde eiert ins Eckige. „Der Ball schlägt Haken,
als säße ein Kaninchen drin“, lässt sich dann auch Mainz-Trainer Thomas Tuchel zitieren. Und sein Hoffenheimer Kollege Ralf Rangnick beschwört im „kicker“ gar eine epochale Zäsur: „Dieser Ball
wird das Fußballspiel verändern.“

Die 36 Proficlubs bekommen in den kommenden fünf Jahren rund 25 Millionen Euro für das Spiel mit dem neuen Ball. Dennoch ist die Kritik auch in der Ersten Liga nicht zu überhören. Wobei es nicht unbedingt überrascht, dass die deutlichsten Worte von Spielern und Trainern kommen, deren Team bei „adidas“-Konkurrenten unter Vertrag stehen. Natürlich meldete sich auch Jens Lehmann, der schon seit Jahren auch die unumstrittensten „adidas“-Bälle kritisierte, mahnend zu Wort. Aber auch Jürgen Klopp (Dortmund) prophezeit eine steigende Zahl an Weitschuss-Treffern und viele vermeintliche Torwartfehler. Alles in allem sei „die neue Pille wie eine Regeländerung durch die DFL. Als wären die Tore größer gemacht worden.“

Bei der DFL hingegen begrüßt man selbstredend die Einführung des Balles. Schließlich sei die Bundesliga die einzige europäische Topliga gewesen, in der an einem Spieltag unterschiedliche Modelle zum Einsatz gekommen seien. "Ein einheitlicher Ball schafft ein Stück Wettbewerbsgleichheit und Glaubwürdigkeit“, sagte Liga-Präsident Dr. Reinhard Rauball bei der Präsentation in Südafrika. „Alle Spieler und vor allem die Torhüter können sich darauf einstellen."
Das wiederum bezweifelt Kristian Nicht vom KSC ganz entschieden. Aber auch er findet, dass es höchste Zeit war, sich ligaweit auf ein Spielgerät zu einigen „Nach 47 Jahren wird endlich mit dem gleichen Ball gespielt. Das begrüßt wirklich jeder in der Branche. Auch wenn es meinetwegen nicht dieser Ball hätte sein müssen.“

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