Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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VOR GERICHT
„Formulierungshilfen" für Fußballer
Gutes Ende für Falko Götz im Arbeitsgerichtsverfahren gegen Holstein Kiel: Der ehemalige Trainer bekommt 750.000 Euro Abfindung und Kiel ließ alle Vorwürfe gegen ihn fallen. Von Roger Repplinger

Falko Götz

Erfolg vor Gericht: Falko Götz bekommt von Holstein Kiel eine Abfindung
Foto Maak Roberts


„Die Beklagte muss sich bewegen“, sagte Silke Otten-Ewer, Vorsitzende Richterin am Landesarbeitsgericht Kiel. Die „Beklagte“ ist der Fußballverein Holstein Kiel, Kläger ist der Fußballtrainer Falko Götz, und es geht um eine fristlose Kündigung. Götz hatte am 15. Dezember 2008 als Trainer beim Regionalligisten Kiel begonnen. Er hatte einen Vertrag bis 2013, Ziel war der Profifußball. In Liga vier betrug sein Gehalt 35.000 Euro im Monat. Als Götz mit Kiel in die Dritte Liga aufgestiegen war, bekam er 40.000 Euro plus Aufstiegsprämie. Er hätte in der Zweiten Liga noch mehr verdient, dazu kam es nicht, weil er am 16. September 2009 beurlaubt wurde. Bei einer Mannschaftssitzung sollen sich 24 Spieler gegen ihn ausgesprochen haben.

Die Beurlaubung, die eine Abfindung von etwa zwei Millionen Euro nach sich gezogen hätte, wurde zu einer fristlosen Kündigung ohne Abfindung, als am 15. September 2009 um 22.30 Uhr Kiels Mannschaftskapitän Sven Boy bei Aufsichtsrat Gerhard Lütje anrief. Zufällig ist Lütjes Lebensgefährtin, die Anwältin Gabi Kremmer, anwesend. Lütje schaltet das Telefon auf laut. Boy erzählt, Götz habe am 8. August, nach der Niederlage bei Eintracht Braunschweig, den Spieler Marco Stier in der Kabine geschlagen.

Lütje ist ein wichtiger Mann. Die Möglichkeit, den ehemaligen Bundesligatrainer Götz nach Kiel zu holen, verdankt Holstein dem Engagement von Hermann Langness und dessen Supermarktkette „Famila“ und Lütjes Citti Unternehmensgruppe. Langness und Lütje sind Holstein-Aufsichtsräte.

Stier, so Richterin Otten-Ewer, „hatte keine Verletzung, er war nicht krank, nicht beim Arzt, er trainierte am nächsten Tag und beschwerte sich nicht“. Sie gab zu erkennen, dass ein Schlagen mit dem Handballen gegen die Stirn nicht „wie eine Ohrfeige gewertet muss“, sondern auch „als Geste des Nachdruck verleihens“, vor allem wenn sie wie in Götz' Fall von der Frage „geht das nicht in deinen Kopf rein?“, begleitet wird.

Sie hatte vor dem Gerichtstermin mit beiden Seiten telefoniert und um Verhandlungen gebeten. Erstaunt sagte sie: „Das hat nicht stattgefunden.“ Gabi Kremmer, Anwältin von Holstein Kiel, die den acht in der ersten Instanz als Zeugen geladenen Fußballern Formulierungshilfen erteilt hatte, schlug in der ersten Instanz 50.000 Euro vor, nicht viel angesichts von Götz' Vertrag.

Die sichtlich geknickten Vertreter von Holstein Kiel sowie Götz und sein Anwalt Peter Rölz zogen sich für eine Stunde und 45 Minuten in Saal 15 zurück. Danach ist klar: Es wird zu einem für Götz akzeptablen Vergleich kommen. Die Abfindung dürfte bei 750.000 Euro liegen. Wenn sich die Parteien nicht auf einen Vergleich geeinigt hätten, wäre der Klage von Götz stattgegeben worden. Mit dem Vergleich hat Holstein Kiel alle gegen Götz erhobenen Vorwürfe fallen lässt.

Falko Götz

Grund zur Freude bei Falko Götz: Sein ehemaliger Arbeitgeber hatte vor dem Landesarbeitsgercht Kiel schlechte Karten Foto Maak Roberts

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