Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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Barça kann kommen
Rot-Weiss Essen ist wieder da: Der Tabellenführer der NRW-Liga hat nach jahrelangen Querelen mit dem Bau einer 32-Millionen-Arena begonnen. Das Georg-Melches-Stadion wird abgerissen. Es steht wie kein zweites für den Aufstieg und Fall der mächtigen Ruhrpott-Barone. Von Sebastian Eilers

Stadionprojekt Rot-Weiß Essen

So soll es aussehen: das neue Stadion von Rot-Weiss Essen, das 20.000 Zuschauern Platz bieten wird.


Sie waren ganz unten: Im Juni 2010 musste Rot-Weiss Essen Insolvenz anmelden. Die
Fans fürchteten um den Fortbestand ihres Vereins, bei dem es ums blanke Überleben ging. Von der DFL gab es keine Lizenz für die Dritte Liga, der Deutsche Meister von 1955 wurde in der Oberliga Nordrhein-Westfalen strafversetzt. Gegner in der fünften Liga: Rhynern, VfB Speldorf oder die Spielvereinigung Erkenschwick.

Doch allmählich gibt es wieder Hoffnung für RWE: Seit Oktober 2010 leitet Michael Welling die Geschicke des Vereins, seither geht es bergauf. Spätestens im Mai soll das Insolvenzverfahren vor dem Abschluss stehen. Die Aussichten auf einen positiven Ausgang stehen gut.

Auch sportlich läuft es wieder. Der Verein führt souverän die NRW-Liga an, der Aufstieg in die Regionalliga West steht bevor. Doch die eigentliche Sensation ist die Realisierung des Stadionneubaus, der seit Jahren im Gespräch ist. Nach langen Querelen konnte die Finanzierung für das neue, 32 Millionen teure Großprojekt auf die Beine gestellt werden. 24 Millionen beträgt der Anteil aus öffentlichen Mitteln, was teilweise harsche Kritik nach sich zog. Doch die Befürworter konnten sich allen Widerständen zum Trotz durchsetzen, und nun rollen tatsächlich die Bagger.

Mit dem Abriss des maroden Georg-Melches-Stadions soll auch die sportliche Tristesse endgültig begraben werden. Fans und Verantwortliche träumen von der Rückkehr in den Profifußball. Die Zweite Bundesliga wird angepeilt – mindestens! Für RWE-Legende Willi „Ente“ Lippen steht fest: „Rot-Weiss Essen ist nicht aufzuhalten!“ Zur Saison 2012/13 ist die Fertigstellung der neuen 20.000 Zuschauer fassenden Arena geplant.

Das alte Stadion – In Stein gemeißeltes Wirtschaftswunder
Das Georg-Melches Stadion war in den 1950er-Jahren hochmodern. 1956 wurde hier die erste Flutlichtanlage, sowie die erste vollüberdachte Haupttribüne Deutschlands eingeweiht. Damals einmalig: Sauna, Entmüdungsbecken und Spielerwohnungen. Die Journalisten schrieben vom deutschen „Highbury Park“, dem modernsten Stadion der Welt und die ehemalige Heimat von Arsenal London. Der Bau in Essen war Ausdruck der prosperierenden Ruhrgebietsindustrie der Wirtschaftswunderjahre.

Als im Ruhrpott Millionen Menschen Kohle förderten und Stahl kochten, errang RWE seine größten Erfolge: den Pokalsieg 1953 und die Meisterschaft 1955. Kapitän Helmut „Boss“ Rahn war es auch, der 1954 die deutsche Nationalelf zum ersten WM-Titel führte und einen großen Anteil am „Wunder von Bern“ hatte.

Die WM 1974 – Der Beginn des Absturzes
Im Vorfeld der WM musste sich Essen jedoch der Konkurrenz aus Dortmund und Gelsenkirchen bei der Vergabe der WM-Standorte geschlagen geben. Die Stadt hatte sich nicht überzeugend bewerben können und ging leer aus. Während in den Nachbarstätten neue, hochmoderne WM-Stadien entstanden und zu den Partien Gäste aus aller Welt ihren Teams zu jubelten, blieben in Essen die Stadiontore verschlossen. Die Situation verschärfte sich 1976, als der in akute fnanzielle Schiefage geratene Verein sein Stadion an die Stadt Essen verkaufen musste, um eine Insolvenz abzuwenden. In der folgenden Saison, der ersten Spielzeit ohne ihrem großen Star Willi „Ente“ Lippens, der zum BVB transferiert wurde, stieg RWE aus der Ersten Liga ab, um nicht mehr zurück zu kehren.

Der Stadionbau und die Ruhrbarone
Dass Kommunalpolitiker ihre Liebe zu ortsansässigen Klubs im Wahlkampf entdecken, ist bekannt. 1994, in der heißen Phase der Essener Bürgermeisterwahlen, wurde der deutsche Fußball um eine denkwürdige Episode reicher. Annette Jäger, die damalige SPD-Oberbürgermeisterin, verkündete medienwirksam die Renovierung des stark in die Jahre gekommenen Georg-Melches Stadions. Die Westtribüne, die Heimat der treuesten Fans, wurde abgerissen und sollte durch eine moderne Tribüne ersetzt werden. Die Wiederwahl gelang, und das Projekt verlor damit seine Bedeutung. Das Georg-Melches-Patchwork-Stadion bestand seitdem aus drei Tribünen und einer Baustelle, auf der nicht gebaut wurde – bis heute.

Zehn Jahre später wurde das Stadion abermals zum Politikum. Nachdem der Stadtrat den Beschluss zum Bau einer neuen Arena gefasst hatte, wurde feierlich im Blitzlichtgewitter ein Loch in den Boden gebohrt. Weitere Erdräumarbeiten fanden im Anschluss an die Inszenierung nicht statt, denn die Kämmerer der hochverschuldeten Stadt Essen stellten plötzlich fest, dass sie gar nicht über die notwendigen fnanziellen Mittel verfügten. RWE stieg 2005 in die Regionalliga ab, womit die Baupläne endgültig in der Schublade landeten.

Im August 2009 waren es nun die Konservativen aus dem Lager des CDU-Oberbürgermeisters Reiniger, die unter den vielen Anhängern von RWE auf Stimmenfang gingen. In einer groß angelegten Zeremonie verkündete Reiniger stolz den „Anstoß“ zum Neubau des Stadions. Die Stadt habe nach dem Absturz in die Viertklassigkeit „das Heft in die Hand zu nehmen“ und die 24 Millionen Euro für das Bauprojekt zur Verfügung zu stellen. Den ersten Spatenstich erledigte der Oberbürgermeister vor den anwesenden Vertretern von Funk und Fernsehen höchstpersönlich.

Tatsächlich musste zu diesem Zeitpunkt der hochverschuldete Verein erst einmal vor der drohenden Pleite gerettet werde. In einer Notaktion übernahm die Stadt ein Darlehen der MK Medien, das der Verein nicht zurück zahlen konnte. Der ramponierten Bonität trotzend, scheute man keine Kosten, um den Verein für die Zukunft personell fit zu machen. Es wurden einige Mauscheleien vermutet: Der damalige Sportdirektor Thomas Strunz hatte von dem für die Stadionplanung zuständigen städtischen Unternehmen ein Beraterhonorar von monatlich 7.000 Euro bekommen. Wofür? Für allgemeinen Fragen rund um den Neubau des Fußballstadions, hieß es bei der Stadt. Kritiker vermuteten, dass die Kommune einen Teil von Strunz' Managergehalt bei RWE verdeckt übernommen habe. Immerhin: Aus dem Verein sickerte durch, der damalige Sportdirektor habe abgeraten, ein Entmüdungsbecken im Bereich der Gästekabinen zu bauen.

Der Nachfolger Reinigers, der neue SPD-Oberbürgermeister Reinhard Paß konnte sich angesichts der prekären Haushaltslage zunächst nicht mit dem Stadionprojekt anfreunden. Er erklärte anfangs, dass mit einem Engagement der Stadt Essen nicht zu rechnen sei. Im Herbst 2010 änderte er seine Meinung und der Stadtrat beschloss die Finanzierung mit öffentlichen Geldern.


Die Fans schmieden nach dem Beginn der Bauarbeiten schon Pläne: 1957 war es die Mannschaft von Rot-Weiss Essen, die zur Einweihung des riesigen Stadions Camp Nou nach Barcelona eingeladen wurde. Eine günstige Gelegenheit zur Gegeneinladung an den FC Barcelona?








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