Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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125 JAHRE HSV
Stars in roten Hosen
125 Jahre HSV: Idole wie Rudi Noack zogen schon vor 80 Jahren die Fans an. Eduard Kubiak, 96, erinnert sich an weite Wege zum Rothenbaum. Von Matthias Greulich

 

HSV-Stadion Rothenbaum Das HSV-Stadion am Rothenbaum. Foto Archiv

 

„Wie konnte man nur so bekloppt sein?“, fragt sich Eduard Kubiak (96) noch mehr als 80 Jahre später. Anderthalb Stunden war er zu Fuß von der Veddel bis zum Stadion des Hamburger SV am Rothenbaum unterwegs, um Rudi Noack und Richard Dörfel spielen zu sehen. Die Spieler mit der Raute gehörten Anfang der 1930er-Jahre zu den besten in Deutschland, und Kubiak muss zugeben: „Wahrscheinlich wäre ich noch weiter gelaufen.“

Viele Fans verbindet eine ganz persönliche Geschichte mit dem Traditionsklub. Eduard Kubiak stand im alten Stadion am Rothenbaum immer hinter dem Tor des Gegners. Er wollte die Spieler mit den roten Hosen bei ihrem Sturmlauf auf das gegnerische Tor beobachten. Rudi Noack, WM-Teilnehmer 1934, war das, was heute Rafael van der Vaart ist. „Ich habe ihn bewundert. Er kam mit glitzerndem Haar ins Stadion“, so Kubiak. Noack war nicht aus London zum HSV gewechselt wie van der Vaart, sondern vom SV Harburg. Von dort reisten drei Harburger, zu denen neben Dörfel und Noack noch Rudolf Greifenberg gehörte, mit der Bahn an. Am Bahnhof Dammtor passten Kubiak und seine Kumpels auf der letzten Etappe ihres Fußmarsches die HSV-Stars ab. Die Jungs von der Veddel folgten ihren Idolen, die modische Mäntel trugen, bis zum Stadion. 20 Pfennig kostete der Eintritt, fünf Pfennig mehr als die Straßenbahnfahrkarte. „Das Fahrgeld haben wir damals lieber gespart“, sagt Kubiak, der heute in einer Seniorenresidenz in Wedel lebt.

Seit dem Start der Bundesliga im Sommer 1963 spielt der HSV nicht mehr am Rothenbaum sondern im Volkspark. 50 Spielzeiten gehören die Hamburger ohne Unterbrechung der höchsten deutschen Spielklasse an. Das hat kein anderer Klub in Deutschland geschafft. Bis 1972 trug Uwe Seeler, vierfacher WM-Teilnehmer, das Trikot mit der Raute. Er wurde mit dem HSV Deutscher Meister 1960. Es dauerte 19 Jahre, bis der nächste Meistertitel an die Elbe geholt werden konnte. Trainer war Branko Zebec, unter dessen Nachfolger Ernst Happel die erfolgreichsten Jahre des HSV begannen: Meister 1982 und 1983 im selben Jahr sogar Europapokal der Landesmeister (inzwischen Champions League). Felix Magath hatte im Finale von Athen das entscheidende Tor gegen den favorisierten italienischen Meister Juventus Turin geschossen. Unter dem legendären Happel gelang 1987 noch ein Sieg im DFB-Pokalfinale, aber nachdem sich der Grantler im selben Jahr zurück nach Österreich verabschiedet hatte, wurde es schwierig, an diese Erfolge anzuknüpfen.

 

HSV ClubhausPostkarte des HSV-Clubhauses von 1922 gegenüber dem Stadion an der Rothenbaumchaussee

 

Seit 1998 pilgern die Fans in die ebenso moderne wie komfortable Spielstätte, die heutige „Imtech-Arena“, die 57.000 Zuschauern Platz bietet. Champions-League-Spiele gab es dort schon einige zu sehen: Unvergessen ist das 4:4 gegen Juventus Turin vor zwölf Jahren, als Zinédine Zidane nach einer Tätlichkeit vom Platz flog. Immerhin ist nun mit Rafael van der Vaart ein Spieler zum HSV zurückgekehrt, der die Fans auch von weither anlockt. Und für den nächsten Titel der Hamburger würden einige Fans auch zu Fuß von den Elbbrücken ins Stadion gehen.

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