ST. PAULIS REKORDSPIELER
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weiterlesen„Die Zeit hat mich rehabilitiert“
Mit dem AC Mailand ließ er einen phantastischen Offensivfußball spielen. Dennoch musste Arrigo Sacchi den Klub verlassen, als Marco van Basten gegen den Trainer rebellierte. Lesen Sie im zweiten Teil des Interviews, was Sacchi heute über van Basten sagt. Interview Vincenzo Delle Donne
RUND: Herr Sacchi, in der Saison nach dem Weltmeistertitel 2006 schauten sich im Schnitt weniger als 19.000 Zuschauer ein Spiel der Serie A an. Das ist ein Rekordtief. Wie erklären Sie das?
Arrigo Sacchi: Obwohl Italien die Fußball-WM gewonnen hatte, scheint das Interesse für den Fußball abgeebbt zu sein. Der Skandal überstrahlt noch immer den Titelgewinn. Er hat den Italienern den letzten Traum genommen: Sie glaubten, dass der Fußball zu den wenigen Dingen gehörte, die in diesem Land noch sauber waren. Das zweite ist, dass auch die Tifosi gemerkt haben, dass wir nicht den besten Fußball gespielt haben.
Arrigo Sacchi: Ja, aber das ändert nichts an der Tatsache. Die italienischen Trainer gehören sicherlich zu den besten der Welt, aber sie können derzeit kaum arbeiten, weil ihre Klubs in Schulden versinken. Langfristige Planung ist angesichts dessen fast aussichtslos.
Arrigo Sacchi: Es fehlte bei den Trainern die Ruhe und die Sicherheit. Ohne diese Attribute kann man nicht erfolgreich arbeiten, zumal wenn die Klubführung nicht hundertprozentig hinter dem Trainer steht.
RUND: Die Inter-Führung hatte den Fehler gemacht, nur große Namen einzukaufen. Arrigo Sacchi: Viele wurden dann schnell wieder abgeschoben. Silvio Berlusconi agierte beim AC Mailand auch nach dieser Devise, bevor ich zu dem Verein kam. Das erste, was der Vizepräsident Adriano Galliani damals zu mir sagte, war: „Denk dran, wir können jetzt mehr Geld für neue Spieler ausgeben!“ Ich sträubte mich dagegen und erwiderte: „Nein! Je mehr Geld wir für Spieler ausgeben, desto weniger Geduld werden wir haben!“ Der Spieler ist in meiner Spielphilosophie eher zweitrangig. Das Wichtigste ist eine solide Finanzführung. Man kann kein Geld ausgeben, das man nicht hat.
Arrigo Sacchi: Haben Sie schon mal gesehen, dass Neuerungen ohne Widerstand aufgenommen worden sind? Ich habe es geschafft, italienische Spieler nach vorne rennen zu lassen, die sich schon immer mit Vorliebe nach hinten orientierten. Ich bin der Auffassung, dass der Lenker des Spiels der Trainer sein muss. Natürlich kam ich in Verruf, weil ich gesagt habe, dass in meinem Spiel der jeweilige Spieler nicht so wichtig ist.
Arrigo Sacchi: Das ist es keineswegs. Das hat man auch in Südamerika begriffen und entsprechend umgesetzt. Deren Erfolge der letzten Jahre sind nur so erklärbar. Die Spieler, die ich trainiert habe, haben von meinem Spielsystem profitiert. Harte Arbeit im Training war die Grundlage dieses Erfolgs. Viele von ihnen sind heute selber erfolgreiche Trainer.
Arrigo Sacchi: Das war vielleicht damals so. Später hat er zu mir gesagt: „Jetzt, wo ich als Trainer arbeite, verstehe ich erst Ihre Arbeit richtig!“ Die Zeit hat mich sozusagen rehabilitiert.
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