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SASCHA GÖPEL
„Hey, Boss, alles klar?“
Er spielte Helmut Rahn im „Wunder von Bern“. Danach war das Leben für Sascha Göpel nicht mehr ganz dasselbe. Eines aber ist geblieben: Seine Liebe für Rot-Weiß Essen. Teil 1 des RUND-Interviews mit Matthias Greulich und Rainer Schäfer.

Sascha Göpel
Skyline am Rhein: Sascha Göpel pendelt zwischen
Düsseldorf, Hannover und Hamburg Foto Anna-Lisa Mauriello

 

RUND: Herr Göpel, werden Sie immer noch „Boss“ gerufen wie Helmut Rahn?
Sascha Göpel: Erst neulich hat Sönke Wortmann mich angerufen und gefragt: „Hey, Boss, alles klar bei dir?“ Das ist witzig, weil du total aus dem Zusammenhang gerissen wirst. Du arbeitest an irgendetwas ganz anderem und auf einmal hast du deinen alten Regisseur am Ohr. Du legst auf und denkst: Er nennt dich immer noch Boss! Das ist seltsam. Aber ich nenne ihn ja auch immer noch Trainer.

RUND: Hat der Erfolg des „Wunders von Bern“ Sie verändert?
Sascha Göpel: In meinem Privatleben ist vieles gleich geblieben, aber das war natürlich der plötzliche Beginn meiner Karriere. In meinem zweiten Jahr auf der Schauspielschule haben wir das „Wunder“ gedreht. Im dritten Jahr kam der Film dann raus, ich musste versuchen, meine Arbeit mit dem Studium in Einklang zu bringen. In der Zeit habe ich sicherlich viel gelernt. Denn wenn ich mich mit Leuten unterhalte, die regulär zu Ende studiert haben und in meinem Alter sind, die haben jetzt im zweiten oder dritten Jahr ihren Anfängervertrag und ganz andere Probleme. Ich arbeite schon das sechste Jahr als Schauspieler.

RUND: Helmut Rahn ist die Rolle Ihres Lebens, haben Sie gesagt. Wenn die Karriere so beginnt, ist das nicht so, wie mit einem Endspiel in ein Turnier zu starten?
Sascha Göpel: Ja, Sönke Wortmann hat auch gesagt: „Sascha wird vielleicht das Problem haben, dass er die absolute Traumrolle für sich schon gespielt hat, direkt am Anfang.“ Aber ich sehe das mittlerweile ein bisschen anders. Diese Helmut-Rahn-Rolle wird immer bei mir sein, mit der werde ich auch immer wieder verbunden werden, aber ich habe mich als Darsteller entwickelt.

RUND: In der Pro7-Serie „Verrückt nach Clara“ den Homosexuellen Paul.

Sascha Göpel: Ich habe vor dem Dreh viel mit schwulen Männern gesprochen, und die haben mir immer gesagt: Okay – Berlin, Outing-Probleme – alter Hut! Da kräht da doch kein Hahn mehr nach. Und das finde ich auch richtig so. Was mich aber interessierte, ob ich jetzt als Heteromann eine Schwulenrolle realistisch darstellen kann, so dass die schwulen Männer sagen: Hey, das hat mich berührt, weil ich mich damit identifizieren kann. Einige Schwulenmagazinen haben sich später dafür bedankt, dass das endlich mal ein Format im Fernsehen gewesen sei, wo nicht so peinlich rumgetuckt wurde. Das Thema wurde ernsthaft behandelt. Das war mir wichtig.

RUND: „Verrückt nach Clara“ hatte keine guten Einschaltquoten.
Sascha Göpel: Das finde ich doppelt schade, weil da wirklich extrem viel von mir drin hängt in dieser Rolle, auch an Recherche. Ich habe zusammen mit dem Regisseur Dialoge umformuliert und neu geschrieben. Es hat mich am meisten interessiert, ob ich die Rolle so spielen kann, dass gerade schwule Männer Realität und Spiel nicht mehr auseinander halten können: Ist er jetzt schwul oder ist er nicht? Das hat gut funktioniert, glaube ich.

RUND: Wie hat Ihre Familie darauf reagiert?
Sascha Göpel: Mein Vater hat etwas Kluges gesagt. Er meinte: „Ich verstehe natürlich, warum du dich dafür entschieden hast, weil das ist unglaublich weit weg von Helmut Rahn.“ Wahrscheinlich war das enorm wichtig für mich, mich mit etwas anderem als Fußball, Ruhrpott, Working-Class-Heroes zu beschäftigen.

RUND: Sie hätten beinahe in der Fußballkomödie „FC Venus“ mitgespielt.

Sascha Göpel: Ich war beim Casting für die Hauptrolle, die später von Christian Ulmen gespielt wurde. Ich glaube, es ist für mich besser gewesen, dass ich nicht dabei war, weil das wäre der zweite Fußballfilm gewesen, und dann kommt auf einmal der dritte Fußballfilm, und dann bist du drin in der Fußballnummer und auf wenig variable Rollen festgelegt.

Lesen Sie morgen in Tei 2 des Interviews, welche Fußballer Sascha Göpel bei Hannover und Rot-Weiß Essen bewundert und was er von Jens Lehmann hält.

Sascha Göpel wurde am 15. Januar 1979 in Essen geboren. Als Jugendlicher galt Göpel als Fußballtalent, das unter anderem bei Rot-Weiß Essen spielte, wie Helmut Rahn, den Göpel im „Wunder von Bern“ darstellen durfte. Für Göpel eine absolute Traumrolle, schließlich verehrt er den „Boss“, der mit seinen Großeltern in Essen aufgewachsen ist. Obwohl das Casting für das „Wunder von Bern“ schon längst beendet war, wurde Göpel, der an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover Schauspiel studierte, als „Boss“ ausgewählt. Inzwischen hat sich Sascha Göpel als Charakterdarsteller einen Namen gemacht. Im „Tatort“ spielt er den Kriminalassistenten Jan Gröner, in „Verrückt nach Clara“ den schwulen Paul, im Katastrophenfilm „Tornado“ den Meteorologen Bruno.

Sascha Göpel

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