Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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BUNDESLIGA
Eine gute Idee im Bett
Bei der Niederlage in Nürnberg zeigt der HSV erst nach dem Spiel die richtige Einstellung. Beim Club machte hingegen erneut ein Teenager auf sich aufmerksam. Von Christoph Ruf

Heiko Westermann

„Das war wohl unser schlechtestes Spiel in dieser Saison“: Heiko Westermann nach dem 0:2 des Hamburger SV in Nürnberg Foto Pixathlon

Man kennt den Mechanismus aus dem Innenleben gut geführter Kloster. Auch dort fällt die Selbstkasteiung umso heftiger aus, je schwerer zuvor die Verfehlungen des Sünders waren. Und der HSV hatte am späten Samstag Nachmittag nach einem lustlosen Auftritt im Fränkischen einigen Grund zur Buße. „Das war ganz schwach, die ganze Mannschaft hat nicht gut gespielt“, sagte deshalb aufrichtig angesäuert Coach Armin Veh, dem sein Abwehrchef Heiko Westermann an Bußfertigkeit nicht nachstehen wollte, „Das war wohl unser schlechtestes Spiel in dieser Saison.“

Das einzige, was an der tätigen Reue des Nationalspielers irritierte, war das Wörtchen „wohl“, denn schlechter als in Nürnberg kann der HSV in dieser Saison einfach noch nie gespielt haben. Weshalb Veh auch noch einmal die Peitsche herausholte: „Man hat keinen psychologischen Vorteil für uns gesehen. Ich dachte, dass wir 200 Minuten in den Knochen haben."

Dass es stattdessen der gerade erst im Pokal ausgeschiedene Club aus Nürnberg war, der am Dienstag Abend zwei Zusatzstunden im Pokal absolvierte, war dabei allerdings noch nicht einmal das einzige Handicap des 1. FC Nürnberg. Schließlich fehlten den Gastgebern, die das fünfte Spiel in 15 Tagen absolvierten, mit Mehmet Ekici und Ilkay Gündogan gleich beide Kreativspieler im Mittelfeld. Nürnberg versuchte deshalb, die individuell stärkeren Gäste in Zweikämpfe zu verwickeln und läuferisch das zu kompensieren, was spielerisch nicht zu leisten war. Und das gelang nach einer ereignisarmen ersten Hälfte vor allem deshalb so frappierend gut, weil der HSV in beiden Disziplinen nicht einmal Anfängerkenntnisse vorzuweisen hatte. „Wir haben genau das vermissen lassen, was uns zuletzt stark gemacht hat“, sagte David Jarolim.
Außer Keeper Frank Rost hatten alleine er und Ze Roberto überhaupt nur die Köpfe oben, der Rest wollte lieber nicht angespielt werden und trottete stattdessen sich hin, als sei man bei einem Prominentenspiel auf Föhr. Dem bedauernswerten Veh blieb deshalb nichts anderes übrig, als in aller Öffentlichkeit mit einem Nachhilfekurs für Fußballfremde aufzuwarten. „Diese Niederlage muss uns eine Lehre sein, dass wir in jedem Spiel hart arbeiten müssen. Wenn wir das tun, sind wir schwer zu schlagen. Wenn nicht, schlägt uns jeder.“

Eine Erklärung für diesen Auftritt hatte gleichwohl kein Hamburger, nach zwei Niederlagen zum Rückrundenstart hatte man sich eigentlich auf dem Weg der Besserung geglaubt. Veh ist es allerdings mittlerweile gewohnt, dass sein launisches Ensemble immer dann 90 Minuten lang durchhängt, wenn es sich zuvor eine gute Ausgangslage für einen Sprung nach vorne erarbeitet hat. In Nürnberg spielten aber gleich alle Feldspieler so, als hätte man ihnen im Winter die Freigabe für einen Wechsel nach Madrid verweigert. Einen einzigen Schuss aufs Tor verzeichnete die Matchstatistik nach dem Spiel.

Nach den Treffern von Timmy Simons (59.) und Almog Cohen (70.) ist der FCN hingegen schon beruhigende sieben Punkte vom Relegationsplatz entfernt. Und an fast jedem Spieltag macht ein anderer junger Spieler auf sich aufmerksam. Diesmal war es der gerade erst 18 Jahre alt gewordene Markus Mendler, der die HSV-Deckung immer wieder ärgerte. „Um ehrlich zu sein, habe ich mich erst heute Morgen entschieden, ihn von Beginn an zu bringen,“ sagte sein Trainer Dieter Hecking. „Manchmal hat man eben im Bett die besten Einfälle.“





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